
Es ist Dienstagabend und Emma kommt wie verabredet vorbei. Auf dem Heimweg nach Hausen am Albis von ihrer Arbeit als Geotechnikingenieurin macht sie noch einen Schlenker zu mir – natürlich mit dem Velo. In Sporttights, mit Helmfrisur und dem typischen Rucksack auf dem Rücken steht sie plötzlich in der Küche – und zieht eine riesige Tupperware hervor.
Darin: zwei Sorten ihrer selbst gebackenen Haferteile. Süss und herzhaft, beide vollgepackt mit guten Zutaten – und in so grosser Menge, dass sie locker meine ganze Familie zum Abendessen satt gemacht haben. „Pocket Porridge“ hätte ihr Buch ursprünglich heissen sollen – der Titel wurde ihr in letzter Minute vor der Nase weggeschnappt. Aber Emma wäre nicht Emma, wenn sie sich davon entmutigen liesse.
Zehn Jahre hat sie an diesem Herzensprojekt gearbeitet. Zehn Jahre voller Rezepttüftelei, Backversuche, Haferexperimente. Zehn Jahre, in denen sie unzählige Freund:innen und Sportkolleg:innen mitversorgt hat – und sogar ein ganzes Jahr lang keiner geregelten Arbeit nachgegangen ist, um sich voll und ganz auf das Buch konzentrieren zu können. Besonders stolz ist sie auf die süssen Varianten, bei denen das Frosting nicht obendrauf, sondern innen versteckt ist – etwa Carrot Cake mit Cream Cheese Füllung oder Schokolade mit Peanut-Butter-Kern. Praktisch, sauber, perfekt für unterwegs.
Aber auch die herzhaften Versionen – zum Beispiel „Superseeded Loaf“ mit Chia-, Leinsamen und Kürbiskernen – haben es ihr angetan. Weil: Wer lange sportlich unterwegs ist, hat irgendwann genug vom Süsskram.
Die zündende Idee kam ihr übrigens beim Besuch einer Bäckerei, wo sie ein schlichtes, unglaublich gutes Haferbrot entdeckte. Lernbegierig wie sie ist, hat sie sich kurzerhand nach dem Rezept erkundigt – und von da an ging’s los mit dem Experimentieren: mit Bananen, Äpfeln, Rosinen, Nüssen … je mehr sie ausprobierte, desto mehr wurde sie zur Snack-Dealerin im Freundeskreis. Liebe geht eben durch den Magen. Und Nachhaltigkeit durch Gewohnheiten – die meisten ihrer Rezepte kommen ohne komplizierte Zutaten aus, lassen sich gut vorbereiten und transportieren, ganz ohne Müllberge. Besonders wichtig ist ihr auch, auf Verpackung zu verzichten – ihre Haferteile bringt sie deshalb oft in Bienenwachstüchern mit, ganz ohne Plastik.
Und jetzt, endlich, ist das Buch da. Es heisst „Oat to Joy“ (was für ein schönes Wortspiel!). Rezepte, Geschichten aus dem Sportlerleben und jede Menge Haferliebe. Unterstützt wird sie von ihren Teamkolleginnen von “IRIS – I ride in style” und Vertical Coffee, die das Buch auf ihren Plattformen promoten. Für Emma ein riesiger Vertrauensbeweis – immerhin stecken da starke Marken dahinter, die ihren Namen nicht für irgendwas hergeben.
Ich staune immer wieder über ihre Bescheidenheit. Denn eigentlich hätte sie gar keinen Grund dazu: mehrfache Olympiateilnehmerin, zahlreiche Podestplätze im Radsport und beim Laufen – und obendrein seit 20 Jahren in der Schweiz zu Hause, mit perfektem Deutsch. Eines ihrer ersten Wörter damals? „Hartnäckig“. Und das passt.
Denn als mehrere Verlage versuchten, aus ihrem Projekt ein weiteres Sporternährungsbuch zu machen – mit Ernährungsexpert:innen, Diätregeln und Pipapo – hat Emma beschlossen: Dann mach ich’s eben selbst. Sie wollte kein Fachbuch, sie wollte Persönlichkeit. Und genau das ist Oat to Joy geworden.
Aktuell ist das Buch in der Schweiz bei Vertical Coffee erhältlich (https://www.vertical.coffee/oat-to-joy)) – 150 Stück sind schon verkauft, bei 3000 wäre Break-even (reine Produktionskosten, die unzähligen Stunden Liebe nicht mitgerechnet). Die trail-maniacs sind ihre bisher grösste Fanbase – kein Wunder, hat sie die Zürcher Crew letztes Jahr beim Bake-off sowas von verwöhnt.
Und jetzt, wo das Buch fertig ist, hat Emma endlich wieder etwas mehr Luft. Das heisst: man trifft sie hoffentlich bald wieder regelmässiger montags beim Monday-Trailfun-Run am Uetliberg. Mit einem Pocket Cake im Bienenwachstuch – und einem Grinsen im Gesicht.