Ein neuer Rekord wurde aufgestellt. Eine unglaubliche Sensation. Nein, kein neuer krasser Ultra. Auch kein Everesting.
Obwohl… vielleicht kommt es auf die Perspektive an. Gemessen an ihrer Grösse war das eine absolute Meisterleistung. 14 (Vierzehn!) an einem Bein – nach nur einem Lauf an unserem geliebten Hausberg.
Stefan Bütler, der vorauslief, hatte übrigens: keine einzige. Null. Nada. Niente.
Und so entstehen sie – die wildesten Theorien, wen es erwischt und wen es verschont:
Die zweite Person im Bunde – immer gefährdet. Oder Adél Varga, die lieben sie einfach! Die erste? Schnell, mit weniger süssem oder warmen Blut gesegnet. Oder ist es der Spray? Die langen Klamotten bis über beide Ohren, selbst bei 30 Grad im Schatten? Vielleicht auch einfach Glück. Oder das Karma-Konto. Wer weiss das schon.
Fakt ist: Früher oder später erwischt es alle. Sogar Christian Spiewok hatte gerade seine allererste. Nee, echt jetzt? Die erste?!
Ich selbst stand kürzlich bei einem Apéro, hob die Bluse (sehr zur Erheiterung der Anwesenden):
„Sach mal… kannste mal schauen? Juckt so komisch.“
Und tatsächlich. Da war sie. Klein, fies, eingenistet – mitten auf dem Rücken.
Nicht etwa in der Kniekehle (klassische Stelle, warm, feucht), sondern da, wo man nie hinkommt.
Ich hatte sogar mal eine in der Ohrmuschel. Was für eine gemeine Stelle! Da kommt diese spezielle Karte mit Einkerbung nicht hin. Da hilft nur noch: Pinzette, die kleine feine des Taschenmessers.
Und wenn sie draussen sind? Krabbeln sie oft noch frech davon. Bis ich sie erwische und in einem Stück Haushaltspapier genüsslich zerquetsche. „Da hast du’s, du Mistviech…“
Jaja, es geht natürlich um: Zecken. Die verdammten.
Klein, unscheinbar – aber nicht zu unterschätzen.
Denn einige von ihnen tragen Borrelien in sich – Bakterien, die Borreliose auslösen können.
Symptome? Anfangs oft ein roter Kreis um die Einstichstelle („Wanderröte“), manchmal auch grippeähnliche Beschwerden. Unbehandelt kann es zu Gelenkentzündungen, Nervenproblemen oder chronischer Müdigkeit kommen. Und: Die Infektion kündigt sich nicht immer mit dem typischen Ring an. Guido Hermann kann ein Lied davon singen. Oder eher: eine ganze Oper: Er berichtet von einer «einjährigen Odyssee, bis klar war, dass es Borreliose war. Dann drei intensive Antibiotika-Kuren, die mein ganzes Immunsystem zu Boden fuhren. Jetzt kommt das Ganze wieder hoch – und ich kann die Handbremse bezüglich Belastung langsam wieder lösen…Wirklich Scheissdinger! Die Trails liess ich mir dennoch nie ganz nehmen.“ Was für eine Story!
Also: Augen auf nach dem Biss – und im Zweifel lieber einmal zu viel zum Arzt.
„Kann man sich denn nicht impfen lassen?“ Doch – aber nur gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), eine durch Zecken übertragene Virusinfektion. Kein Zuckerschlecken – greift Hirn und Rückenmark an. Die Grundimpfung: Drei Stiche. Alle zehn Jahre muss man sie auffrischen, dann nur noch einmal. Viele Apotheken in Zürich bieten’s an, manche machen sogar… sagen wir mal… sehr plakative Werbung mit übergrossen Spritzen. Die Spritze selbst? Halb so wild. Die Rechnung? Ca. 70 Franken. Die Wirkung? Gold wert.
Denn klar ist: Nach milden Wintern, die leider immer häufiger werden, explodiert die Zeckenpopulation förmlich. Sie warten im hohen Gras, in Büschen – und auf uns. Auf die trail-maniacs. Die verschwitzten, glückseligen, durch die Landschaft wirbelnden Zielobjekte.
Also sprüht euch ein. Zieht die Socken über die Tights. Kontrolliert euch danach. Hebt ruhig mal am Apéro die Bluse (aber bitte fragt vorher). Und denkt daran: Jeder Biss kann eine Geschichte sein – aber nicht jede Geschichte muss mit Antibiotika enden.
Bleibt wachsam!
Und gebt’s zu: Ihr habt euch jetzt grad auch gekratzt.
Uhuredammisiech gopferdeckel nonemole grmpfffff! (mein Schweizerdeutsch macht Fortschritte! 😉)