… kommt der Kopf zur Ruhe – Trail Running als Therapieersatz
2022 war ein Jahr der Veränderung. Ein Jahr, in dem ich nach 20 Jahren meinen Job verlor, eine bewusste Auszeit nahm und mich neu orientierte. Ein Jahr, in dem ich nicht nur mich selbst, sondern auch eine völlig neue Art des Laufens entdeckte.
Trail Running kam nicht als sanfte Einladung, sondern als gewagte Herausforderung in mein Leben. Crewchef Zürich, Michael Hilti, lud mich zu den Trail-Maniacs ein – in der Annahme, ich sei bereits Trailrunnerin. Tatsächlich? War ich Läuferin. Aber meine Komfortzone lag auf Asphalt, flach und vorhersehbar. Die Trails des Uetlibergs kannte ich eher wandernd oder auf dem Mountainbike. Trail Running? Klang cool. Aber auch brutal anstrengend.
Mein erstes Montags-Training mit den Trail-Maniacs war ein Kulturschock. Die Luft brannte in meinen Lungen, die Beine protestierten, und war schnell klar: Das hier ist eine andere Liga. „Geil, aber nicht für mich“, dachte ich mir – und überlegte, ob das nicht eher was für meinen Mann wäre. (Spoiler: Er ist inzwischen auch dabei.)
Laufen, um loszulassen
Aber irgendwas liess mich nicht los. Vielleicht war es die Mischung aus Natur, Bewegung und dieser verrückten, warmherzigen Community. Vielleicht war es das Gefühl, mit jedem Schritt nicht nur Höhenmeter, sondern auch mentale Last hinter mir zu lassen. Denn genau das ist es: Trail Running ist nicht einfach nur Sport. Es ist Therapie auf unebenen Wegen.
Der Kopf ist voll? Lauf los. Die Gedanken drehen sich im Kreis? Dann dreh eine Runde mehr. Probleme erscheinen unüberwindbar? Versuch mal, einen steilen Trail hochzukeuchen – plötzlich relativiert sich einiges. Die Natur fordert Präsenz. Hier und jetzt. Kein Grübeln über gestern, kein Sorgen um morgen. Einfach atmen, setzen, laufen. Im Schlamm rutschen, Balance halten, juchzen, lachen und manchmal auch hinfallen und wieder aufstehen.
Neue Wege, neue Perspektiven
Mit jedem Lauf wurde es leichter – nicht nur körperlich, sondern vor allem mental. Ich lernte, mich selbst nicht so ernst zu nehmen, Umwege zu akzeptieren und meine eigenen Grenzen zu verschieben. Und irgendwann, ohne es bewusst zu merken, wurde Trail Running zu meinem Anker in stürmischen Zeiten.
Heute bin ich fester Bestandteil der trail-maniacs-Community, schau, dass ich zumindest einmal die Woche dabei sein kann. Und wenn ich mal zweifle, ob ich das wirklich kann, reicht ein Blick zurück auf den Moment, als ich dachte: „Geil, aber nicht für mich.“ Denn manchmal sind genau diese Dinge die besten Entscheidungen unseres Lebens.